Am 18. Oktober 2024 fand am LKH Feldkirch die 6. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM) statt. Die Veranstaltung stand unter dem Leitthema „Zwischen Macht und Ohnmacht – Herausforderungen im medizinischen Kinderschutz“ und wurde von einem Team der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde unter der Leitung von Primar Univ.-Prof. Dr. Burkhard Simma sowie der Klinischen- und Gesundheitspsychologin Mag.a Carmen Stark organisiert. Rund 150 Interessierte nahmen teil.
Ein professioneller Umgang mit Verdachtsmomenten einer Kindeswohlgefährdung setzt interdisziplinär geschulte Teams voraus. Am LKH Feldkirch ist seit mittlerweile 25 Jahren eine eigene Kinderschutzgruppe im Einsatz. Wie zentral eine gut abgestimmte Zusammenarbeit der beteiligten Berufsgruppen ist, spiegelte sich auch im Programm der diesjährigen Tagung wider.
Im klinischen Alltag stehen Fachkräfte vor komplexen Herausforderungen. Trotz bestehender Möglichkeiten zur Erstintervention kann ein Gefühl von Ohnmacht entstehen – genau diese Dynamik wurde im Rahmen der Tagung thematisiert.
Eigene Kinderschutz-Stelle am LKH Feldkirch
Die Einrichtung einer Kinderschutzgruppe ist abhängig von bestimmten Kriterien gesetzlich verpflichtend. Zum Einsatz kommen multidisziplinäre Teams aus Kinderärzt:innen, Kinderchirurg:innen, klinischen Psycholog:innen, Pflegefachkräften, Sozialarbeiter:innen, Pädagog:innen und – je nach Bedarf – weiteren Fachpersonen. Die Kinderschutzgruppe am LKH Feldkirch wurde 1999 gegründet. Ihre Aufgabe ist die Früherkennung und Abklärung von psychischer und physischer Gewalt sowie Vernachlässigung bei Kindern und Jugendlichen. Im Fokus steht außerdem das Sensibilisieren der involvierten Berufsgruppen für entsprechende Verdachtsmomente.
Seit Anfang 2023 ist zudem eine eigene Stelle am LKH Feldkirch eingerichtet, die mit den Agenden der Kinderschutzgruppe betraut ist. Unter der Koordination von Mag.a Carmen Stark laufen hier alle Fäden zusammen. Bei Verdachtsfällen während der Behandlung wird die Kinderschutzgruppe eingebunden, um weitere Schritte zu prüfen und einzuleiten.

Sich vernetzen und gemeinsam Verantwortung tragen
Die Tagung war so konzipiert, dass sich alle am Kinderschutz beteiligten Berufsgruppen mit ihren Perspektiven wiederfinden konnten. Der fachliche Austausch über Bereichsgrenzen hinweg stärkt das gemeinsame Ziel: wirksamer Kinderschutz. Die Fachvorträge boten praxisnahe Einblicke, regten zur Diskussion an und unterstützten die Weiterentwicklung abgestimmter Abläufe im klinischen Alltag.
Im Zentrum stand auch die Ambivalenz zwischen der Kompetenz, Kindeswohlgefährdung zu erkennen, und der gleichzeitigen Begrenztheit der Handlungsmöglichkeiten in Akutsituationen. Ziel ist es, im Notfall gemeinsam rasch und klar zu handeln – mit einem gemeinsamen Verständnis und einer gemeinsamen Sprache.
Wenn wir es schaffen, dass die einzelnen Berufsgruppen noch mehr zusammenwachsen, haben wir bereits viel erreicht.
