Die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am LKH Feldkirch wurde im Oktober 2024 mit dem Best Practice Award „Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ ausgezeichnet. Gewürdigt wurde eine Neuausrichtung, die zeigt: Auch im energieintensiven OP-Bereich sind nachhaltige Lösungen möglich, ohne Einbußen bei Qualität oder Patientensicherheit.
Ausgangspunkt war die Initiative von DGKP Sarah Bertsch, die im Rahmen ihres Zusatzdiploms Anästhesiepflege ihre Abschlussarbeit „Die klimafreundliche NarCO₂se“ verfasste. Ihre Erkenntnisse stießen ein Umdenken in der gesamten Abteilung an: Das Team verzichtete auf das besonders klimaschädliche Narkosegas Desfluran und setzte stattdessen auf intravenöse Anästhesien sowie das umweltfreundlichere Sevofluran. Gleichzeitig wurden Niedrigflussnarkosen (Metabolic-Flow) eingeführt und Aktivkohlefilter zur Rückgewinnung von Narkosegasen eingesetzt.

Weltweit erste Anwendung von recyceltem Sevofluran
Die Anästhesie am LKH Feldkirch ist weltweit die erste Abteilung, die recyceltes Sevofluran systematisch im OP-Bereich verwendet. Das ausgeatmete Gas wird mittels Aktivkohlefiltern gebunden und anschließend extrahiert, gereinigt und erneut eingesetzt – bei gleichbleibend hoher Patientensicherheit.

Energieeinsparung und CO₂-Reduktion
Die Kombination aus neuen Narkosetechniken und bewusstem Ressourceneinsatz zeigt Wirkung:
- Der CO₂-Fußabdruck durch inhalative Anästhetika konnte seit 2021 um 96 Prozent gesenkt werden.
- Die eingesetzten Filtersysteme machen eine energieintensive Narkosegasabsaugung überflüssig und sparen jährlich rund 120.000 kWh Strom – das entspricht dem Verbrauch von etwa 28 Einfamilienhaushalten.
-96 %
CO₂-Fußabdruck seit 2021
120.000 kWh
Strom-Einsparung jährlich
Nachhaltigkeit stärkt den Teamgeist
Indem der Gasverbrauch im Narkoseüberwachungsprogramm sichtbar gemacht wurde, stieg das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und auch der Teamgeist. Die Mitarbeitenden eigneten sich die neuen Verfahren in interdisziplinären Schulungen an und brachten eigene Ideen ein. Zusätzlich achtet die Abteilung konsequent auf Abfallvermeidung und Mülltrennung: Nur noch tatsächlich kontaminierte Materialien landen im Restmüll, statt Batterien werden Akkus in Schmerzpumpen verwendet und verpackungsärmere Medikamente bestellt. So konnte der medizinische Sondermüll bereits halbiert werden.

Das Zukunftsthema
Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie viel Veränderung aus einer Initiative entstehen kann. Nachhaltigkeit zählt zu den zentralen Zukunftsthemen der Vorarlberger Landeskrankenhäuser. Ziel ist es, gemeinsame Standards zu entwickeln, Erfahrungen zwischen Abteilungen zu teilen und konsequent umweltfreundlichere Lösungen umzusetzen – zum Wohl der Patient:innen und der Umwelt.