2024 startete das Landeskrankenhaus Bregenz ein neues Versorgungsmodell für Patient:innen mit Osteoporose. Mit der Einführung des international bewährten „Fraktur-Liaison-Service“-Programms (FLS) konnte eine bestehende Versorgungslücke erfolgreich geschlossen werden: Betroffene werden gezielt identifiziert und adäquat behandelt mit dem Ziel, das Risiko für Folgebrüche nach sogenannten Fragilitätsfrakturen deutlich zu reduzieren.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Osteoporose zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. In Österreich sind schätzungsweise rund 370.000 Frauen und 90.000 Männer betroffen, mit steigender Tendenz. Typisch für Osteoporose sind so genannte Fragilitätsfrakturen: Die porösen Knochen brechen bereits bei geringer Belastung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erleiden Betroffene nach dem ersten Bruch einen Folgebruch, der oft mit Operation und Krankenhausaufenthalt verbunden ist. Besonders nach einem Oberschenkelhalsbruch ist die Beweglichkeit eingeschränkt, was die Lebensqualität deutlich mindern und das Risiko für Folgeerkrankungen oder Mortalität erhöhen kann.
Doch erfolgt die Diagnose häufig zu spät: Rund 80 Prozent der Patient:innen mit osteoporosebedingten Brüchen erhalten keine spezifische Abklärung oder Therapie. Genau hier setzt der FLS an, um präventiv gegenzusteuern. Das am LKH Bregenz eingesetzte Modell basiert auf einem Programm der International Osteoporosis Foundation mit dem Titel „capture the fracture“, das in 57 Ländern weltweit im Einsatz ist.
Lebenslange Prävention durch vernetztes Zusammenarbeiten
Der Ablauf: Patient:innen mit einer Fragilitätsfraktur werden zunächst im Spital unfallchirurgisch versorgt. Danach übernehmen spezialisierte Internist:innen die umfassende Abklärung des Osteoporose- und Sturzrisikos und entwickeln einen individuellen Behandlungsplan, der dann optimalerweise im niedergelassenen Bereich umgesetzt wird. So werden Belastung und Risiko für die Betroffenen reduziert – gleichzeitig sinken Krankenhaustage und Operationen, was das Gesundheitssystem entlastet.
Der Fraktur-Liaison-Service ermöglicht nicht nur eine gezielte Behandlung, sondern auch eine lebenslange Prävention. Dabei bildet der FLS eine Schnittstelle zwischen stationärem und niedergelassenem Bereich: Unfallchirurg:innen, Fachärzt:innen mit Fokus auf Osteologie, Pflegefachkräfte sowie Allgemeinmediziner:innen und Therapeut:innen arbeiten eng zusammen.

Studien haben gezeigt, dass Fraktur-Liaison-Services sehr effektiv sind. Im Rahmen des FLS können deutlich mehr Menschen mit Osteoporose identifiziert und behandelt werden. Und die Osteoporosebehandlung hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Durch den zeitlich gut abgestimmten Einsatz verschiedener Osteoporosetherapien kommt es seltener zu Folgebrüchen.